Plattdeutsche Ortsschilder - Eenfach eenmalig
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- Kategorie: Zeitgeschichte
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In Eitze gibt es jetzt zweisprachige Ortstafeln. Das zuständige Institut für Niederdeutsche Sprache sieht darin einen Beitrag zur kulturellen Vielfalt.
Freuen sich über die neuen gelben Schilder: Patrick Panning (v.l.), Norbert Defiebre, Anja König und Ete Rademacher. (Foto: Björn Hake)
Eetzen - wo liegt denn das? Ganz einfach, am Gohbach im Landkreis Verden. Bereits seit 2018 gibt es zweisprachige Ortstafeln in Emtinghausen (Emhusen), als zweiter Ort im Landkreis Verden ist nun Eitze gefolgt. „In Niedersachsen existieren rund 400 Orte mit zweisprachigen Ortstafeln auf Hoch- und Niederdeutsch“, freut sich Reinhard Goltz, Vorstand des Instituts für Niederdeutsche Sprache (INS) in Bremen, über den Neuzugang aus Verden. Meist stellten gleich größere Einheiten wie Samtgemeinden einen Antrag beim INS. Das Institut mit Sitz im Schnoor prüft die eingereichten Vorschläge zur Schreibung des plattdeutschen Namens, bevor die unteren Straßenverkehrsbehörden - hier die Stadt Verden - dann final darüber befinden. „Namen und Orte funktionieren anders, sie sind eben nicht an die Regeln der Rechtschreibung gebunden, sagt Goltz. Wichtig sei einfach, sich an die traditionellen Schreibweisen zu halten.
„Der Name Eitze bezieht sich auf die Lage unserer Ortschaft an einem Bach und den dort stehenden Eichen“, erläutert Ortsbürgermeisterin Anja König. Diese Gewässerbezeichnung (erst Eichenbach, dann Gohbach) sei dann später auf die dort gelegene Siedlung übertragen worden. Im Laufe der Jahrhunderte habe sich aus dem ursprünglichen Ekina schließlich der Name Eitze herauskristallisiert. Bereits 2010 konnte Eitze sein 1150-jähriges Bestehen feiern und ist somit die am frühesten bezeugte Ortschaft im gesamten heutigen Verdener Stadtgebiet. Die Idee mit den plattdeutschen Ortsschildern brachten übrigens die beiden Eitzer Andrea Wacker und Norbert Defiebre 2019 vom Regionalforum Niedersachsen mit.
„Die aus Eitze eingereichten Unterlagen waren vorbildlich“, erinnert sich Reinhard Goltz. Die dem Schreibvorschlag beigefügte „plausible etymologische Deutung“ sowie die historischen Quellen und Tonbandaufnahmen ließen keinen Zweifel an der vorgeschlagenen Schreibung des niederdeutschen Ortsnamens Eetzen. „Für die Tonaufnahmen, die die heutige Aussprache dokumentieren, habe ich im Vorfeld plattdeutschsprechende Eitzer jeden Alters besucht und mit dem Smartphone aufgenommen. Das hat richtig Spaß gemacht“, freut sich Anja König.
Eine Niederdeutsche durch und durch ist Ete Rademacher von der Eitzer Heimatbühne. Seit über einem halben Jahrhundert bringen die Hobbyschauspieler nun schon plattdeutsches Theater in Eitze auf die Bühne. Dass das Interesse an der plattdeutschen Sprache - ja Sprache, kein Dialekt - im Dorf groß ist, beweist auch die rege Teilnahme der Jugend an plattdeutschen Vorlesewettbewerben.
Neben dem mit dem INS abgestimmten Vorschlag für die Schreibweise der Ortstafel müssen dem Antrag an die unteren Straßenverkehrsbehörden gewöhnlich auch eine Erklärung des Namens, eine phonetische Aufzeichnung der heute gängigen ortsüblichen Aussprache sowie historische Quellen und urkundliche Erwähnungen beigefügt werden.
Der entsprechende Erlass des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr stammt aus dem Jahr 2004. Darin wird darauf hingewiesen, dass die zweisprachigen Ortstafeln nicht zusätzlich, sondern nur anstelle der bisherigen aufgestellt werden dürfen. Der plattdeutsche Name darf lediglich auf der Vorderseite des Schildes abgedruckt werden. Außerdem muss die niederdeutsche Bezeichnung unmittelbar unter der hochdeutschen stehen und eine erkennbar kleinere Schrift aufweisen. Die Kosten für den Austausch der Ortstafeln trägt übrigens immer der Antragsteller – im Fall Eitze wurden sie aus dem Budget des Ortsrates bezahlt. Anja König beziffert die Kosten für die drei gelben Schilder an den Ortseingängen auf rund 400 Euro. Die offizielle Enthüllung, die Corona-bedingt natürlich in den Gohbach fallen musste, soll aber noch nachgeholt werden, wenn es die Infektionszahlen wieder zulassen.
„Mit den zweisprachigen Ortstafeln leistet Eitze einen Beitrag zur kulturellen Vielfalt im Lande", ist Reinhard Goltz überzeugt. Das INS will Eitze künftig auch noch in seine plattdüütsche Landkoort aufnehmen. Patrick Panning, Betreuer der Internetseite www.eitze.de, hat bereits die Domain www.eetzen.de eingerichtet. Bald sollen darauf auch plattdeutsche Artikel veröffentlicht werden, denn wie heißt es so schön am Gohbach? "Eetzen is eenfach eenmalig."
Text aus: Verdener Nachrichten vom: 13.04.2021
Autor: Jan Dirk Zweibrock
Bild: Björn Hake