
Der Wind pfiff kalt über die Felder von Eitze und ließ die letzten braunen Blätter von den Eichen am Rand der Straße tanzen. Es war der 1. Dezember, ein Tag, an dem die vorweihnachtliche Hektik in Verden gerade erst anrollte, aber in ihrem kleinen Einfamilienhaus in der Dorfmitte herrschte noch eine trügerische Ruhe. Johannes Winter, 34, stand im Wohnzimmer und versuchte, einen besonders störrischen LED-Lichtervorhang so am Fenster zu befestigen, dass er gerade hing und nicht aussah, als hätte ein betrunkener Wichtel ihn aufgehängt.
„Papa, guck mal! Ich hab den ersten Stern aufgeklebt!“ Sofias Stimme quiekte vor Stolz. Die Vierjährige stand auf einem Küchenhocker und präsentierte stolz einen glitzernden Papierstern, der zwar ein bisschen schief, aber dafür mit größter Sorgfalt an die Terrassentür geklebt worden war.Nina Winter, 31, kam mit zwei dampfenden Tassen Glühwein und einer Tasse Kinderpunsch in der Hand aus der Küche. Ein Duft von Zimt und Nelken füllte den Raum. „Perfekt, mein Schatz“, lächelte Nina, nahm Sofia in den Arm und drückte Johannes den Glühwein in die Hand. „Die Adventsdeko steht, der Kalender hängt und der erste Advent kann kommen.“ Gerade als Johannes nickte, ertönte ein lautes, fast ungeduldiges Klopfen an der Haustür. Nina und Johannes sahen sich überrascht an. „Wer kann das denn sein? Wir erwarten doch niemanden“, flüsterte Nina. Sie stellten die Tassen ab, gingen zur Tür und öffnete sie.

Sie staunten nicht schlecht, denn auf ihrer Fußmatte stand ein kleiner, festlich geschmückter Weihnachtsbaum, überladen mit schimmernden Kugeln und glänzenden Lamettastreifen. Im selben Moment sahen sie im Schein der Straßenlaternen, wie eine Person in der Ferne über den Bürgersteig rannte. Im letzten Licht der Dämmerung, bevor die Gestalt in der Dunkelheit verschwand, meinte Johannes, jemanden ganz kurz erkannt zu haben.


