Das Holzschild „Eitzer Ziegelei“ erinnert daran, dass die Ziegeleien das Landschaftsbild unserer Ortschaft mit ihren 9 Teichen durch die Gewinnung von Ton und die Herstellung von Ziegeln stark geprägt hat.
In Eitze gab es insgesamt 7 Ziegeleien. Die ersten beiden wurden 1839 erbaut. Bis 1874 folgten durch die hohe Nachfrage nach Ziegeln weitere fünf Betriebe. Vier von ihnen stellten den Betrieb vor 1900 wieder ein. Nur 2 Ziegeleien produzierten noch nach dem 1. Weltkrieg. Der Grund für die starke Konzentration von Ziegeleien im Bereich von Eitze hatte verschiedene Gründe:
- eine 25 m mächtige Tonschicht unter einer nur 1,50 bis 2,0 m dicken Erdschicht
- ein geeigneter Sand in unmittelbarer Nähe aus den Sandbergen
- die Nähe der Aller für den Transport der Ziegel insbesondere nach Bremen
- Bahnanbindung für die Feuerungskohle und Transport der Ziegel
- finanzstarke Bauherren / Landwirte, die neben Eigenbedarf auch Fremdabnehmer fanden
Die Ziegelei an dem Standort zwischen Eitzer Dorfstraße und den Neuen Wiesen wurde 1839/40 vom Kötner Christoph Jacobs mit Brennofen und zwei Trockenhäusern errichtet. So wie er hatte auch sein Nachfolger Johann Burdorf finanzielle Schwierigkeiten und verkaufte die Ziegelei an Selig Samuell Schragenheim. Der baute sie zu einer der größten Ziegeleien im Altkreis Verden aus. Um 1890 wurde ein Ringofen gebaut, 1895 wurde eine gebrauchte Dampfmaschine aufgestellt. In Spitzenzeiten wurden bis zu 600.000 Ziegel überwiegend für den Absatzmarkt Bremen produziert.
Wegen des 1. Weltkrieges wurden die Produktionsanlagen stillgelegt und die Arbeiter zum Dienst an die Front eingezogen. 1916 wurde die Ziegelei an die Norddeutsche Handelsbank verkauft. Von dieser erwarb nach Kriegsende 1919 der Bauunternehmer Heinrich Hogrefe die Anlage. Er sanierte die Fabrikation (z.B. den Ringofen), vergrößerte den Betrieb (zusätzliche Dachziegelproduktion, Bau einer Trockenanlage 1921, Aufstellung einer modernen Heißdampfmaschine 1925) und ließ den Gleisanschluss an die Verden-Walsroder-Eisenbahn legen. Nach einer erneuten Produktionsunterbrechung durch den 2. Weltkrieg und mehrmaligem Besitzerwechsel stellte die Ziegelei 1968 ihren Betrieb ein. Das letzte Wahrzeichen dieser Ziegelei, der 32 m hohe Schornstein, wurde 1969 im Rahmen einer THW-Übung gesprengt.
Es wird in Eitze erzählt, dass die Großhandlung Schulzen & Hesse dort zum Ende des 2. Weltkrieges Glas und Porzellan einlagerte. Außerdem – so erzählt man – wurden vom Heeresverpflegungsamt Würste und Schinken in den einzelnen Kammern gelagert. Bevor den Engländern bei der Einnahme von Eitze am 17. April 1945 diese Würste und Schinken in die Hände fielen, wurde ein ganzer Ackerwagen an bedürftige Eitzer und Flüchtlinge verteilt.
Die Produktion in den Anfängen der Ziegelei muss man sich wie folgt vorstellen. Zunächst stachen Arbeiter den Ton mit nassen, verrosteten Spaten ab – nass und verrostet deshalb, um ein Ankleben zu vermeiden. Dann wurde der Ton in Loren – kleine eiserne Wagen mit einem kippbaren Kasten, der bis 1 qm fasste – von Pferden gezogen zur Ziegelei transportiert. Um in den Tonkuhlen das Ansammeln von Wasser zu verhindern, wurden mit Dampfmaschinen betriebene Pumpen eingesetzt. Bei der Elektrifizierung von Eitze 1923 wurden dafür dann elektrische Pumpen eingesetzt. Zuerst wurden die Ziegelsteine und Dachpfannen mit der Hand, später maschinell hergestellt. In einer ausgemauerten, runden Grube (Tretbahn) von 10 m Durchmesser und 1 m Tiefe wurde Ton zusammen mit Wasser und Sand gekippt. Ein in der Mitte befestigter Balken mit Holzzinken, an dessen Ende ein Wagenrad angebracht war, wurde von ein oder zwei Pferden rund um die Grube gezogen, ähnlich wie beim Göpel (Korntrennung). Dabei vermischten sich Wasser und Sand mit dem Ton und wurde zugleich zerkleinert. In Schiebkarren brachten Arbeiter das Tongemisch zu einem Backtisch, an dem die Ziegelsteinbäcker mit ihren Händen den Ton in bereitstehende Holzformen pressten. Mit einem Messer wurde die überstehende Tonmasse abgeschnitten. Die Arbeiter kippten die ungebrannten Ziegelsteine (Rohlinge) aus der Form und stapelten sie auf einem ebenen, sauberen Platz auf dem Ziegeleigelände. Es gehörte eine gewisse Geschicklichkeit und Handfertigkeit dazu, zu verhindern, dass die Hände keinen Abdruck auf der Tonmasse hinterließen. Zum Vortrocknen wurden 3 – 4 Wochen benötigt, danach wurden die Rohlinge im Ofen gebrannt.
Der Ringofen dieser Ziegelei war ein langes ovales Gebäude. In der Mitte der Ziegelei stand ein Schornstein, doppelwandig aus Ziegelsteinen gebaut, von 3 m Durchmesser und einer Höhe von über 30 m. Um den Schornstein herum verlief ein tunnelförmiger Ofen aus dicken Steinwänden. Der Ofen war 4 m breit, 2,50 m hoch und in 15 Kammern aufgeteilt. In der Ofendecke befanden sich Schächte, durch die der Ofen mit Kohlenstaub beschickt wurde. In der Außenwand des tunnelförmigen Ofens befanden sich türgroße Öffnungen, durch die die Rohlinge ein- und die fertigen Ziegelsteine ausgeschoben wurden. Im Tunnel mussten die Steine so aufgeschichtet werden, dass das Feuer sie überall erreichte. War eine Kammer des Ofens vollgestellt, wurde der Zugang von außen zugemauert. Die Feuerung mit Steinkohlenstaub erfolgt von oben, ebenso die Belüftung und damit die Temperatursteuerung. Zu Beginn des ersten Brandes im Frühjahr wurden zwei Kammern „angezündet“, im Laufe von 14 Tagen wandert das Feuer im Kreis durch die Kammern des Ofens. Die Luftzirkulation wurde vom Brenner so gesteuert, dass die heiße Verbrennungsluft die Kammern mit den Rohlingen vor dem Brennvorgang vorwärmte, während die einströmende Frischluft hinter der „brennenden Kammer“ die heißen neu gebrannten Ziegel abkühlte. In zwei Kammern brannte das Feuer mit einer Temperatur von 1100 bis 1200 Grad. Das Feuer wanderte etwa täglich eine Kammer weiter, so dass es etwa zwei Wochen dauerte, bis das Feuer einmal den gesamten Brennkanal durchwandert hat. Damit war ein kontinuierliches Brennen während der Kampagne von April bis Oktober möglich.
Die Ziegelsteine der Eitzer Ziegeleien gehörten wegen ihres Salpetergehaltes nicht zur ersten Qualität. Aus Eitzer Ziegelsteinen wurden u.a. der Stall von Oestmann, die Scheunen von Heemsoth, Brüggemann, Helberg und Rosebrock, die Stallungen von Göbbert und Rischbode und das Wohnhaus von Ahrens gebaut. Auch das Behördenhaus in Verden wurde mit Eitzer Ziegeln erbaut. H. Panning brachte mit Pferd und Wagen auf unbefestigten Wegen die Eitzer Ziegelsteine nach Häuslingen für den Ausbau der Kalischächte. Für die Käufer aus Bremen wurden die Ziegelsteine hauptsächlich mit Schiffen transportiert. Dort setzte 1870/71 eine verstärkte Bautätigkeit ein.
In der Ziegelei arbeiteten ein Ziegeleimeister, 2 Brennmeister und ca. 20 – 25 Arbeiter. Bei der späteren maschinellen Herstellung der Ziegelsteine verminderte sich die Zahl auf ca. 15 Arbeiter.
Die Arbeitszeit in den Ziegeleien zur Zeit der „Handbäckereien“ im vorletzten Jahrhundert begann um 4.00 Uhr und endete gegen 19.00 Uhr. Der „16-Pfennig-Schnaps“ ging dabei nicht aus.
1918 betrug der Stundenlohn 70 Pf, soviel wie eine Flasche Schnaps kostete.
1962 wurde für eine Stunde Akkordarbeit 3,50 DM gezahlt.
Da Eitze heute nur noch den Namen des Baugebietes, das in den 90er Jahren auf dem Grundstück der ehemaligen Ziegelei errichtet worden ist, und die Eitzer Ziegeleiteiche als stumme Zeugen hat, soll dieses Holzschild zukünftig an die Geschichte und die Tradition der Eitzer Ziegeleien erinnern.
Das Holzschild „Eitzer Ziegelei“ ist wieder eine Zusammenarbeit von Achim Schaefers mit dem Bildteil und Hans-Jürgen Holtfreter mit dem Textteil. Dabei hat Hans-Jürgen Holtfreter eine Schrift gewählt, die man sehr gut in gemauerter Form darstellen konnte. Der Textteil ist bewusst breiter gewählt als der Bildteil. Achim Schaefers hat neben einer frühen Ansicht der hiesigen Ziegelei auch typische Details der Ziegeleiproduktion eingefügt Zu danken ist auch Jonny Nordmeyer für die Beschaffung des Eichenholzes für die Schilder, den Zuschnitt der Holzschilder und den Eichenstamm.
Dieses Holzschild wurde am Sonntag, den 10. März 2013 eingeweiht.