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Die Geschichte des Eitzer Hof's

Über die Gastwirtschaft ist ein Schriftstück vom 01.07.1865 erhalten, wonach dem Gastwirt und Zimmermeister Heinrich Nieber in Eitze die Konzession für die Gastwirtschaft und den Ausschank zur Allerseite durch den damaligen Landrat Dr. Seifert erteilt wurde. Flößer und Schiffer kehrten gerne hier ein, um sich zu stärken und zu erfrischen. Zur Gastwirtschaft gehörten auch Land, Wiesen und Weiden. Für den hiesigen Schützenverein wurde hinter der Gastwirtschaft ein Schießstand gebaut. Die Feste der Schützen fanden in dieser Gaststätte statt. Auch eine Kegelbahn stand den Gästen zur Verfügung.
Um die Jahrhundertwende fand in Deutschland der Radrennsport starkes Interesse. Das flache Land in Norddeutschland war für das Radrennen ideal. In Verden gründeten die Einwohner 1886 den Radrennverein. Da es kaum Radrennbahnen gab, wurden Rennen (oder Wettkämpfe) auf den Landstraßen ausgetragen. Das war kein Idealzustand.
Gastwirt Nieber in Eitze entschloss sich 1890, auf seinem Grundstück hinter der Gastwirtschaft eine Rennbahn zu bauen, auf der die Sportler trainieren und Veranstaltungen abhalten konnten.
Vom Staat, der Kreisverwaltung oder der Stadt Verden waren keinerlei Zuschüsse zu erwarten. Gastwirt Nieber hoffte auf ein gutes Geschäft, das ihm die Rennbahn einbringen würde.
Zum Auftakt einer Radrennveranstaltung fand eine festliche Korso Fahrt durch Verden statt. Die Musikkapelle saß auf einem bekränzten Wagen, den zwei Schärpen geschmückte Radler eskortierten, es folgten die anderen Radrennfahrer in Sportanzügen.
Jedes Radrennen wurde mit einer Startglocke eingeläutet; den Sieger empfing ein Tusch der Kapelle. Anton Schuhmacher aus Borstel galt über den Verein hinaus als Favorit.
"Niebers Dorette", die Wirtin des Schützenhofes, sorgte für das leibliche Wohl der Rennfahrer. Von ihr wird erzählt, dass sie in das Rennen hineinrief: "Anton, wat wullt du drinken, wenn dat Rönnen vörbi is?" Der Favorit konnte sich in Anbetracht seines Vorsprunges leisten zu antworten: "Tass Kaffee!"
Der Abschluss dieser Veranstaltung war ein großer Ball am Abend.
Es waren festliche Tage, die den Dorfbewohnern und den vielen auswärtigen Gästen durch diese Veranstaltung alljährlich geboten wurden. Am 28.09.1895 berichtete die Verdener Zeitung, dass zur Radrennveranstaltung das Garde-Husaren-Regiment spielte; ein Platz auf der Tribüne kostete 75 Pf und ein Stehplatz 25 Pf, Hunde durften nicht mitgebracht werden. Beim Rennen im Jahre 1895 wurde Heinrich Heemsoth bei der 200 m Rennstrecke zweiter.
Leider lies Jahre später das Interesse am Radrennsport auch in Eitze nach. 1908 wurde das letzte Rennen gefahren, weil die Kosten nicht mehr durch Einnahmen zu decken waren. Andere Sportarten verdrängten den Radrennsport.
1913 vernichtete ein Brand den Eitzer Schützenhof. Beim Wiederaufbau wurde die Gastwirtschaft durch Fremdenzimmer, einen neuen Clubraum und einen großen Saal erweitert. Der Sohn Heinrich Nieber, der die Gastwirtschaft  weiterführen sollte, fiel 1918 im ersten Weltkrieg. Im Jahre 1922 verstarb Gastwirtin D. Nieber. Die Tochter Sophie Nieber übernahm die Gastwirtschaft und heirate Theodor Biermann (1884-1924). Nach seinem Tode heiratete die Johann Wendte, mit dem sie früher die Eitzer Dorfschule gemeinsam besucht hatte. J. Wendte, ein beliebter Gastwirt und tüchtiger Bauer, starb leider sehr früh an einer heimtückischen Krankheit im Alter von 51 Jahren.
Der Sohn Heinz Biermann, geb. 1913, heiratete 1942 Hanni Bauermeister. Ein Jahr später wurde die nicht mehr benutzte Rennbahn planiert. Das Gelände wurde jetzt für land- und forstwirtschaftliche Zwecke genutzt. Jahre später entstand hier der Sportplatz.
Neben der Gastwirtschaft gab es früher unter schattigen Bäumen einen Kaffeegarten, in den Spaziergänger gerne einkehrten. Die Bäume wurden später gefällt, um einen Parkplatz für die Autos der Gäste zu schaffen.
Im Adressbuch von 1954 wird die Gaststätte als "Kurhaus" geführt.
Gastwirt Biermann modernisierte 1962 die Gastwirtschaft und richtete weitere Fremdenzimmer ein. Auch die Kegelbahn wurde erneuert. Gerne kehrten Ruderer und Vereine im Hause ein, ebenso auswärtige Gäste.
Im Juni 1973 entstand im "Eitzer Schützenhof" um Mitternacht ein Brand. Da die Feuerwehr sich tatkräftig bei der Bekämpfung des Feuers einsetzte, wurde vom Hauptgebäude nur der Dachstuhl ein Raub der Flammen. Der Schaden wurde auf 300.000,- DM bis 500.000,. DM geschätzt.Familie Vorwerk
Die Brandursache blieb ungeklärt. Da die Räume der Gaststätte und das Mobiliar kaum beschädigt waren, konnte Gastwirt Biermann am folgenden Vormittag wieder Gäste bewirten.
Nach dem Brand wurden weitere Fremdenzimmer eingerichtetem der Saal wurde erweitert. Nach dem Tode von Heinz Biermann führte seine Frau Hanni Biermann einige Jahre die Gaststätte weiter. 1981 verkaufte sie an das Ehepaar Vorwerk das Haus, das vollständig renoviert wurde und einen neuen Schankraum erhielt. In neun Zimmern konnten bis zu 20 Gäste übernachten. Im großen Saal wurden festliche Veranstaltungen durchgeführt. Nach dem Verkauf 1981 erhielt die Gaststätte den Namen "Eitzer Hof"

Unter anderem hat die Eitzer Heimatbühne seit 1968 jährlich im Eitzer Hof ein Plattdeutsches Theaterstück aufgeführt, der Schützenverein nutze die Gaststätte als Ort für das traditionelle Katerfrühstück und Schützenfest.
Der Eitzer Heimatverein feierte hier sein jährliches Erntefest.
Einige Familien waren dem Eitzer Hof über Jahre treu. Sie feierten beispielsweise Ihre Hochzeit, sowie die Konfirmation der Kinder, bis hin zur Silberhochzeit.
Der Eitzer Hof war beliebt und hatte mit dem großen Saal Feier Kapazitäten von rund 200 Leuten am Abend.

Ende Juni 2013 wurde der Eitzer Hof für immer geschlossen. Familie Vorwerk zieht sich aus Alterstgründen aus dem Geschäft zurück. Ein Nachfolger für die Gaststätte konnte leider nicht gefunden werden, somit wurde das gesamte Gebäude und Grundstück an eine Grundbesitzgesellschaft verkauft. An dieser Stelle sollen Wohnhäuser entstehen.


 

"Solange noch die Eichen wachsen - In alter Kraft um Hof und Haus


Solange stirbt in Niedersachsen - Die alte Stammesart nicht aus."

Diesen Spruch konnte man am Eingang lesen.


Die Geschichte des Eitzer Hof's - Quelle: Ortschronik Eitze, erweitert und editiert von Patrick Panning für eitze.de