
Die Sommerfahrt des Ortsrates Eitze für die Seniorinnen und Senioren führte in diesem Jahr bei herrlichem Sommerwetter zum Freilichtmuseum am Kiekeberg vor den Toren Hamburgs. Hier konnten die TeilnehmerInnen zunächst in einer authentischen dörflichen Umgebung die typischen Gebäude aus den Dörfern der Lüneburger Heide und der Winsener Marsch zwischen 1600 und 1970 entdecken. Zum gemeinsamen Mittagessen traf man sich im Museumsgasthof "Stoof Mudders Kroog", der in einem Gebäude des Marschendorfs eingerichtet worden ist.
Gestärkt mit traditionellen Gerichten wie Matjes mit Bratkartoffeln ging es dann zur „Königberger Straße“. In diesem bundesweit einmaligen Projekt wird das Alltagsleben im ländlichen Raum in den ersten Nachkriegsjahrzehnten erlebbar gemacht. Hier sind fünf Häuser aus den 1950er bis 1970er Jahre wieder errichtet worden – einschließlich zeittypischer (Nutz-) Gärten, Spielplatz, Straßenlaternen, Litfaßsäule und Telefonzelle. Die Ausstellungen in den Gebäuden zeigen Wohnsituationen von Familien und übliche Arbeitsplätze dieser Zeit.
Bei einer Führung konnte man zunächst Einiges über die Wohnsituation in und nach der Kriegszeit erfahren, denn sie begann in einer sog. Ley-Hütte, einem „seriell“ hergestellten Behelfsheim, in dem von August 1943 bis Frühjahr 1945 insbesondere Evakuierte und Ausgebombte aus deutschen Städten untergebracht wurden. Gleich daneben konnte eine Nissenhütte besichtigt werden, ein halbrunder, länglicher Bau aus einfachen Fertigteilen aus Wellblech mit einer Grundfläche von 40 Quadratmetern, der nach dem Erfinder kurzerhand „Nissenhütte“ genannt wurde. Diese bauten die Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg vielfach als Behelfsheim für Flüchtlinge und Luftkriegsopfer. In der Regel war eine Nissenhütte mit bis zu zehn Menschen belegt, es waren zwei Familien oder Einzelpersonen. In beiden Gebäuden zeigten Ausstellungen, wie das Leben in solchen Behelfsheimen war.
Das an der Königsberger Straße wiedererrichtete Flüchtlingssiedlungshaus aus Tostedt ist ein Zeugnis für eine der größten Herausforderungen der ersten Nachkriegsjahre, nämlich Wohnraum für Ausgebombte, Geflüchtete und Vertriebene zu schaffen. Das originalgetreu eingerichtete Wohnhaus sowie das freistehende Stallgebäude mit Sommerküche und Räucherkammer erweckte bei fast allen TeilnehmerInnen Erinnerungen an ihre Kindheit. Ebenso die daneben wiedererrichtete Tankstelle mit den zwei dort abgestellten Oldtimern, die Zeuge für die zunehmende Mobilität durch Autoverkehr ist.
Sich nach den Zeiten der Not wieder etwas leisten, moderne Produkte konsumieren – davon zeugte ein nach historischen Bauplänen errichtetes Geschäftshaus mit einer Zahnarztpraxis, einer Drogerie, einem Textilgeschäft, einem Elektroladen, einer Schlachterei und einem Fotogeschäft.
Und zum Schluss konnte noch ein „Quelle“-Fertighaus besichtigt werden. In ihm präsentiert das Freilichtmuseum Wohnen in den späten 1970er Jahre. Die meisten Gegenstände, die man in diesem Haus sehen konnte, sind Originalstücke aus dem Besitz der ehemaligen Eigentümer. Und auch hier hörte man von den TeilnehmerInnen immer wieder Bemerkungen wie: „Das kenn ich noch!“ „Das hatten wir auch!“
Vor der Heimfahrt traf man sich dann noch einmal im „Stoof Mudders Kroog“ zu Apfel- und Pflaumenkuchen.
Nach einem Tag mit vielen Eindrücken war die einhellige Meinung auf der Heimfahrt am Abend: „Das war ein toller Ausflug.“